12 February 2025, Eva Maria Lenz, epd Medien
Review (de)
Suche nach Zusammenhängen
Für das Hörstück 'Orakelmaschine' hat sich Heiner Goebbels in Sprach- und Klangwelten auf die Suche nach Antworten auf zentrale Fragen gemacht. Sein Stück verbindet Soundscapes und Zitate zu einer Komposition ,die zur Reflexion einlädt.
Wie geht es weiter? Und wie wird es ausgehen? Solche Fragen beantwortete in konkreten Fällen die Pythia, das antike Orakel von Delphi, traditionell gerne mit Rätseln, deren Vieldeutigkeit weitere Ratlosigkeit weckte. Dazu passt in mancher Hinsicht Heiner Goebbels‘ Orakelmethode in seinem neuen Hörstück. Die bewegten, scharf gestochenen Klangmontagen wirken wie immer bei Goebbels suggestiv und sind für Überraschungen gut. Doch die großen kontrastreichen Szenarien schaffen diesmal keine eindeutigen Verbindungslinien zwischen den verschiedenen Themenblöcken. "Orakelmaschine" ist ein Hörstück, das uns immer wieder auf die Suche nach Zusammenhängen schickt. Nicht zufällig gleicht es darin der Realität. [...]
Diesmal riskiert Goebbels mehr Offenheit, mehr Brüche und Sprünge denn je, wenn er "Orakelmaschine" ohne eine dominante kontinuierliche Textstütze entwickelt. [...]
Mit anderen Kategorien kommt Helmut Heißenbüttel, Begründer und Schöpfer experimenteller Sprachspiele, zu Wort. Mit naiver Präzision unterscheidet er zwischen "Gegenden" und "Landschaften": "Gegend ist was, wo man sowieso ist und Landschaften was, wo man sich was vorstellen kann." In diesem Sinn sind Goebbels' Klangmontagen natürlich allesamt Landschaften. Eine Landschaft besonderer Art entwirft in "Orakelmaschine" eine Szene aus dem Roman "Thomas, der Dunkle" des französischen Autors Maurice Blanchot: Was als Aufbruch ins Freie beginnt, führt da albtraumartig in ein Kellergefängnis. [...]
on: Eine Orakelmaschine (Tape Composition)
pdf: 862 - eine Orakelmaschine (de)