9 September 1997, Hans-Peter Klatt, Nürnberger Zeitung
Review (de)
Die Musik, die aus dem Feuer kam
Marathon von der Baustelle zum Bahnhof, vom Hallenbad in die Untergrundstation
„Das ist der Ton, der auf dem Feuer kam: Eine Flammenorgel bildet den spektakulären Mittelpunkt von Heiner Goebbels’ Inszenierung ‚Landscape with man being killed by a snake‘. Hinter den vier bis fünf Meter langen Stahlrohren, die wie eine Geschützbatterie in die hereinbrechende Dunkelheit ragen, sitzt ein furchtloser Feuerwerks-Musiker. Seine Gasflaschen im Rücken, zündet und regelt er die langen Flammen, die in die Rohre schießen und darin bedrohliche Klänge erzeugen, dem Geräusch eines Düsentriebwerks nicht unähnlich. Das martialische Röhren mischt sich mit verzerrten Gitarrenklängen oder Texten von Gertrude Stein und Philip von Sidney, die ein Schauspieler rezitiert, während er unter der hohen Betonbrücke umherschreitet, einen Propeller in Bewegung setzt oder einen Chor lampiontragender Sänger vorüberziehen läßt.“ „Heiner Goebbels’ Beitrag war wohl der Höhepunkt des Theatermarathons der documenta, der jetzt an drei Abenden jeweils sieben Stunden lang auf Bahnsteigen und Baustellen, in einer Güterhalle und einem ehemaligen Hallenbad ablief – übrigens hervorragend organisiert.“
on: Landscape with man being killed by a snake (Music Theatre)