23 October 2000, Hamburger Morgenpost
Review (de)

Untitled

Wir leben, lieben,träumen..." Wir bauen Städte aus Pappkartons und lassen sie zum Himmel fliegen. Kuhglocken hängen vom Schnürboden, klingen dunkel, verwandeln sich in Ballons und schweben davon. Goebbels ist ein Magier. Seine Kunst ist ein Theater für die Sinne. Für Augen und Ohren - und nach einer kleinen Explosion sogar für die Nase. Blau, Grün, Gelb, Rot - Farben von kraftvoller Schönheit zaubert Lichtdesigner Klaus Grünberg auf das Halbrund der Bühne. Lichtspuren, die wie Schriftschnörkel aussehen, nehmen die Darstellerinnen auf und lassen sie verschwinden. Dann sind die drei Frauen wieder da, jede mit einem Klangkasten. Aus Vibrationen, traditioneller japanischer Musik und Rhythmen der Beach Boys produzieren sie einen ost-westlichen Ohrenrausch. "Hashirigaki" heißt unter anderem "eilen". Das mag der Schreibstil der Stein gewesen sein - für Goebbels Inszenierung ist das Wort mißverständlich. Wir eilen nicht, wir schweben, an die Hand genommen von diesen drei ausdrucksstarken Frauen, die auf dem gepolsterten Boden kunstwandeln - durch Gertrude Steins Sprache und Brian Wilsons Musik, durch Zeit und Raum und durch unser Bewusstsein. "Some come together to see something, to hear something." Zusammen kommen, etwas sehen, etwas hören. Beglückend! [...]

on: Hashirigaki (Music Theatre)