25 August 2013, Stefan Keim
Review (de)
Geht nach Hause, raucht 'ne Tüte, alles wird gut
Eine Oper im ausgeflippten Hippie-Geist von "Sergeant Pepper": Mit "Delusion of the Fury", dem musikalischen Drogentrip des Amerikaners Harry Partch, eröffnet Heiner Goebbels die Ruhrtriennale.
In diesem Geist hat Heiner Goebbels das Stück in der Bochumer Jahrhunderthalle auch inszeniert, als fröhliche, entspannte Hobomesse. Allerdings verbunden mit der hoch konzentrierten Virtuosität, die Harry Partchs penibel notierte Musik erfordert. Klaus Grünbergs Bühnenbild ist zunächst ein wunderbares Arrangement der Partch-Instrumente als Landschaft aus Klangskulpturen. Da hängen riesige Glasschüsseln und Kelche kopfüber, eine Menge umgebauter Marimbas und Trommeln werden von zwei Chromelodeons - umgebauten Harmonien – eingerahmt. Ein Fluss mäandert durch das schräge Orchester hindurch, künstliche Bäume wirken wie Laternen, später blasen sich schwarze Plastikwürste zu einem Gebirgsmassiv auf. Das Ensemble MusikFabrik trägt ein buntes, von Florence von Gerkan anspielungsreich organisiertes Kostümdurcheinander aus Mänteln, Ponchos, Cowboyhüten, Bauhelmen, Jeans und Shirts. Ein asiatischer Krieger trägt die Radkappe eines Opels als Helm auf dem Kopf, ein satirischer Gruß ans Ruhrgebiet. Partchs Inspirationsquellen stammen aus aller Welt. Wenn die grandiosen und spielverliebten Musiker rhythmische Gesänge ausstoßen, erinnern sie an einen bekifften Indianerstamm.
on: Harry Partch: Delusion of the Fury (Music Theatre)