25 May 1990, Hartwin Möhrle, Frankfurter Rundschau
Review (de)
Fünf Minuten vor der Zeit . . .
"Der Mann im Fahrstuhl" von Heiner Goebbels in Mousonturm
„Das endlich mal keine traditionelle Lyrik und Jazz-Inszenierung, auch keine martialische Geräuschoper mit ernster Literatur als besonders schriller Beigabe. Weder für das eine noch für das andere hätten sich Müller oder Goebbels hergegeben.“ „Collagenartig verzahnen sich schräge Gitarrenklänge, kraftvolle Bläserimpulse und federnde Rhythmen mit drei Ebenen der Textinterpretation; Goebbels provoziert durch das Zusammenwirken so unterschiedlicher Charaktere wie Müller, Lindsay und Stötzner eine ganz besondere dramaturgische Spannung.“ „Heiner Goebbels hat es besonders in diesem Stück verstanden, die individuell unterschiedlichen musikalischen Stärken seiner Begleiter in einem strengen strukturellen Zusammenhang aufeinander zu beziehen. Das Wechselspiel zwischen tonalen und atonalen Motiven schließt dabei den Zufall als Prinzip, nicht aber die individuelle Entfaltungsmöglichkeit der Musiker aus. Was er die Rekonstruktion der Musik nennt, endete nach einer langen Phase experimenteller Spontanität [...] in der bis dahin schlüssigsten Verwertung seiner musikalischen Erfahrungen.“ „[...] ist ein immer noch wegweisendes Stück zwischen den Genres Theater und Musik entstanden.“
on: Der Mann im Fahrstuhl (Music Theatre)